Im Berichtszeitraum wurden ausgehend vom religiösen Motiv der Apokalypse auf möglichst umfassender theoretischer und methodischer geistes- bzw. kulturwissenschaftlicher Basis jene Darstellungsformen und die ihnen zugrunde liegenden diskursiven, sozialen und politischen Mechanismen untersucht, die Szenarien einer Krisen- und Endzeit entwarfen und entwerfen. Zentrales Arbeitsfeld war die Untersuchung der Herausbildung von Erzähltraditionen, der Verwendung, Transformation, Wiederaufnahme und Selektion bestimmter apokalyptischer Motive (Antichrist, Gog und Magog) und daran anschließend die Frage nach (Selbst)Wahrnehmung und Positionierung einer Gesellschaft, die mit Krisen, Katastrophen und Untergängen in apokalyptischem Ausmaß konfrontiert wird; weiters war zu klären, inwieweit eine apokalyptische Erzählung die Wahrnehmung einer Gesellschaft beeinflusst, wie wiederum apokalyptische Motive Eingang in den gesellschaftlichen Diskurs finden. Aus einer kulturgeschichtlichen Perspektive heraus lag dabei besonderes inhaltliches Augenmerk auf der Bedeutung von Zeit und Zeitmodellen, auf einer Analyse von frühmittelalterlichen Zeitmodellen und spätantiken Berechnungstraditionen sowie deren unterschiedlichen Interpretationen zu spezifischen Zeitpunkten. Hierbei Berücksichtigung fanden endzeitliche Erwartungen und apokalyptische Vorstellungen die durch bestimmte kalendarische Markierungen, wie die Jahre 500, 800 und 1000 initiiert oder intensiviert wurden.
Projektergebnisse wurden auf dem IMC (Leeds, Juli 2007/2008), der Chronicles Conference (Cambridge, Juli 2008) und dem Symposion „Texts and Identities“ (Auxerre, Oktober 2008) vorgestellt.