Im Rahmen des Projektes wurden Predigten und Predigtsammlungen des frühen Mittelalters (5. –10. Jahrhundert) untersucht, um ihren Stellenwert für die sozialen Räume und politischen Umfelder, in denen sie entstanden sind, besser einschätzen zu können, da diese Quellen einen Großteil der überlieferten Texte dieses Zeitraumes ausmachen. Zentrale Fragestellungen dabei waren, für wen und auf welche Weise Predigtsammlungen erstellt und kompiliert wurden, und wie Positionen und Funktionen des Predigers als Sprecher gestaltet werden konnten. Verbunden damit war u.a. die Frage nach dem Stellenwert der Predigt in den Liturgien des Frühmittelalters, ihr Gebrauch in der pastoralen Tätigkeit von Bischöfen und Klerikern und ihr Einsatz im Bereich der Mission. Die Überlieferung und Vernetzungen der Sammlungen untereinander wurden anhand ausgewählter Beispiele untersucht, z.B. an den Sammlungen des Paulus Diaconus und Alanus von Farfa (8. Jahrhundert), die beide in Bayern große Verbreitung fanden, sowie an jenen des Hrabanus Maurus (9. Jahrhundert), deren Vorlagen teilweise ebenfalls aus Bayern stammten. Die Analyse der Begleittexte und Prologe zu diesen Sammlungen ermöglichte Einsichten in die unterschiedlichen Entstehungszusammenhänge, Kommunikations-, Auftraggeber- und Verfassersituationen sowie äußere Gestaltungen, Veränderungen und Adaptationen der Sammlungen. Die Beziehung zwischen Exegese und Homiletik spielte dabei eine wichtige Rolle, wobei ein Schwerpunkt auf die Aneignung patristischer Texte und Traditionen durch frühmittelalterliche Gestalter von Predigtsammlungen gelegt wurde. Ergebnisse wurden auf zahlreichen internationalen Tagungen und Workshops diskutiert und in mehreren Artikeln publiziert (teilweise in Vorbereitung). Die Veröffentlichung der Beiträge der Tagung „Compilers, Preachers, and their Audiences in the Early Middle Ages“ (Wien 2008) ist in Vorbereitung.