Lectures at GAM, 21th May 2025, 18.30–20.00, HS 30

Tobias Schenk (Wien): Reichshofrat Georg Christian von Knorr und Kaiserin Elisabeth Christine: Mikropolitik, Legal Literacy und Gender am Kaiserhof der 1730er Jahre

Jour fixe des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit in Kooperation mit Geschichte am Mittwoch

Tobias Schenk (Wien): Reichshofrat Georg Christian von Knorr und Kaiserin Elisabeth Christine: Mikropolitik, Legal Literacy und Gender am Kaiserhof der 1730er Jahre

Moderation: Florian Zeilinger Hybrid – vor Ort und online unter: https://univienna.zoom.us/j/62428996607?pwd=NmZtTnpVV0hPUjNyYURycTFoLzg0QT09

Abstract:


Der Reichshofrat zählte vom 16. Jahrhundert bis 1806 zu den bedeutendsten Zentralgerichten Europas und hat im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv Akten und Protokolle im Umfang von mehr als einem Regalkilometer hinterlassen. Allerdings mangelt es in der Auseinandersetzung mit diesen Artefakten höfischer Rechtserzeugung nicht nur der Rechts-, sondern auch der Geschichtswissenschaft an einem Praxisbegriff, der formale und informale Strukturen konsequent aufeinander bezieht. Doch solange Justiz- und Hofforschung unverbunden nebeneinander herlaufen und mikropolitische Verflechtungen zwischen dem Gerichtspersonal und seiner Umwelt im Dunkeln liegen, lassen sich Normenkonkurrenzen und die Agency der zeitgenössischen Akteurinnen und Akteure nicht bestimmen. Warum man den „Hof“ im „Reichshofrat“ ernst nehmen muss, soll am Beispiel von Reichshofrat Georg Christian von Knorr (1691–1762) und Kaiserin Elisabeth Christine (1691–1750) diskutiert werden, die über informale Kontaktsysteme erheblichen Einfluss auf den formalen Entscheidungsprozess des Reichshofrats nahmen. Über das Fallbeispiel hinaus sollen Strukturen sichtbar gemacht werden, deren Analyse einer interdisziplinären Rechtsgeschichte Europas in globalhistorischer Perspektive reizvolle Perspektiven eröffnet.

Zum Vortragenden:


Dr. Tobias Schenk studierte Geschichte und Politikwissenschaft in Münster und absolvierte sodann ein Archivreferendariat im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen und an der Archivschule Marburg. Seit 2009 ist er als Mitarbeiter im Projekt zur Erschließung der Reichshofratsakten im Haus-, Hof- und Staatsarchiv tätig, das von der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, dem Österreichischen Staatsarchiv und der Universität Wien betrieben wird. Forschungsschwerpunkte: Historische Organisationsforschung, Kulturen des Entscheidens, Mikropolitik.

Rückfragen: martina.fuchs@univie.ac.at