Jour fixe des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit in Kooperation mit Geschichte am Mittwoch
Sibylle Röth (Konstanz): Die Ligue als „uneindeutiges Ereignis“. Vorstellung des Forschungsprojekts
Moderation: Anton Tantner Hybrid – vor Ort und online unter: https://univienna.zoom.us/j/62428996607?pwd=NmZtTnpVV0hPUjNyYURycTFoLzg0QT09
Abstract:
Frankreich im Jahr 1584: Der jüngere Bruder des kinderlosen Königs Heinrich III. stirbt. Gemäß der salischen Erbfolge rückt damit der Protestant Heinrich von Navarra zum Thronfolger auf. Während Heinrich III. zunächst bereit ist, dies anzuerkennen, formiert sich unter den intransigenten Katholiken Widerstand: Die Ligue bildet sich und wird zum bestimmenden Akteur des achten französischen Religionskriegs. Die Frage nach der adäquaten Charakterisierung der Ligue hat in der Geschichtswissenschaft zu langanhaltenden Kontroversen geführt: Handelt es sich um einen klassischen Adelsaufstand, um eine Revolution, die Elemente von 1789 vorwegnimmt, oder gar um den ersten Vorläufer einer totalitären Partei? Diese Ambivalenz der Deutungen in der historischen Forschung wird hier zum Ausgangspunkt der Untersuchung genommen. Perspektiviert als „uneindeutiges Ereignis“ steht die Frage im Zentrum, wie unterschiedliche Akteur:innen und Beobachtende angesichts multipler Unklarheiten, Uneindeutigkeiten und Unsicherheiten versuchten, ein kohärentes Bild der Lage zu gewinnen und zu vermitteln. Ziel ist, einerseits das Streben nach Eindeutigkeit, andererseits dessen ständiges – auch in der Geschichtsschreibung fortdauerndes – Scheitern herauszuarbeiten und damit die Kontextgebundenheit und Unabgeschlossenheit von Wissen und Deutungen zu demonstrieren. Der Vortrag wird das Gesamtprojekt vorstellen und an einigen Beispielen vertiefen.
Zur Vortragenden:
Dr.in Sibylle Röth arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Konstanz. 2018 hat sie dort ihre Dissertation „Grenzen der Gleichheit: Forderungen nach Gleichheit und die Legitimation von Ungleichheit in Zeitschriften der deutschen Spätaufklärung“ abgeschlossen. Zuvor studierte sie Neuere Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaft an der FSU Jena.
Rückfragen: martina.fuchs@univie.ac.at