Das Geschichtsstudium an der Universität Wien
Die Studienrichtung Geschichte an der Universität Wien zeichnet sich durch ihr vielfältiges Lehrangebot aus, welches von allen historischen Instituten gemeinsam angeboten wird. Die große Auswahlmöglichkeit an Lehrveranstaltungen eröffnet den Studierenden die Möglichkeit, den Inhalt ihres Studiums individuell zu gestalten.
Ziel jeder Auseinandersetzung mit Geschichte ist es, Kenntnisse und Einblicke in die Lebensformen, Strukturen und Prozesse der Vergangenheit zu gewinnen. Das universitäre Studium bietet Einblicke in die Alte, Mittelalterliche, Frühneuzeitliche, Neuere und Zeitgeschichte. Gleichzeitig gibt es geographische Spezialisierungen, wie zum Beispiel auf Österreich, das Heilige Römische Reich, Ost-, Südost- und Westeuropa, Nordamerika, Lateinamerika oder Afrika. Aus den Fragen an die Vergangenheit ergeben sich weitere inhaltliche Aspekte, wie die Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Politik- und Kulturgeschichte, Religionsgeschichte, Frauen- und Geschlechtergeschichte, Medien- und Wissenschaftsgeschichte. Keine dieser Fragestellungen steht für sich alleine. Vielmehr sind es die aktuellen Probleme in unserem gesellschaftlichen Umfeld, die uns in die jeweilige geographische und thematische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit führen.
Der wissenschaftliche Zugang zur Geschichte, wie er an der Universität vermittelt wird, erfordert eine Reihe von Fähigkeiten: Im Mittelpunkt der historischen Forschung stehen die Quellen. Das sind sowohl schriftliche Dokumente und Aufzeichnungen, Bilder, mündliche Überlieferungen, aber auch Gegenstände des täglichen Gebrauchs oder Denkmäler der Erinnerungskultur. Das wesentliche am Umgang mit diesen Quellen ist, dass wir sie prinzipiell kritisch interpretieren, die darin enthaltenen Informationen miteinander verknüpfen und kontextualisieren. Das Aufgabenfeld der Historiker und Historikerinnen ist somit grundsätzlich inter- bzw. transdisziplinär. Oft ist es die zeitliche Distanz, die unsere Neugierde und Kritikfähigkeit provoziert, oder ideologische Ausrichtungen der Quellen und ihrer Interpretationen, die uns befremden.
Wie Historikerinnen und Historiker mit Quellen umgehen, vermittelt die Auseinandersetzung mit den Methoden und den Theorien historischer Forschung. Sie können von der kritischen Textanalyse, über das Belegen historischer Aussagen hin zur fachkundigen Organisation der Archivarbeit oder eines Interviews mit einem Zeitzeugen, einer Zeitzeugin reichen. Großes Augenmerk legen Historikerinnen und Historiker auf die Darstellungsform ihrer Aussagen, weshalb eine Auseinandersetzung mit den Theorieangeboten von sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschungen, aber auch mit verschiedenen Schreibtechniken unerlässlich ist.
Das Studium der Geschichte fördert neben der Vermittlung des genannten Grundwissens das analytische und reflexive Denken, die eigenständige Formulierung und Bearbeitung historischer Fragestellungen und damit die Fähigkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse in aktuelle, politische, kulturelle, soziale oder wirtschaftliche Diskussionen einzubringen.