Organisiert von Geschichtsstudentinnen, fand 1984 in Wien zum ersten Mal in Österreich ein Historikerinnentreffen statt. Es knüpfte an vier frühere Veranstaltungen in Deutschland an und versammelte mehr als 500 Teilnehmerinnen aus Europa und den USA. 78 davon waren Referentinnen, zu denen als Pionierin auch Gerda Lerner zählte. Sie diskutierten vier Tage lang unterschiedlichste Ansätze der Frauengeschichte im Spannungsfeld zwischen Autonomie und Institutionalisierung feministischer Forschungen im universitären Feld – ein Großereignis, das sowohl von der Presse als auch der österreichischen Frauenpolitik wahrgenommen wurde. Ein Teil der präsentierten Inhalte wurde später
im Sammelband „Die ungeschriebene Geschichte“ publiziert.
Ist die Geschichte von Frauen seither umfassend geschrieben worden? Und sind ihre damaligen, im Kontext der 1980er-Jahre zu verortenden Paradigmen heute noch relevant? Hat die spätere Entwicklung hin zur Geschlechtergeschichte, zu den inter- und transdisziplinär ausgerichteten Gender oder Queer Studies, diese aufgehoben? Was können wir aus der Radikalität der frühen historischen Frauenforschung heute lernen? Wo liegen Dis-/Kontinuitäten zur aktuell an den Universitäten betriebenen feministischen Forschung und Lehre? Welche Feminismen lagen und liegen dieser überhaupt zugrunde, lohnen sich darauf bezogene Erinnerungspolitiken?
Solche Fragen stehen im Zentrum einer Veranstaltung, die das Wiener Historikerinnentreffen von 1984 zum Ausgangspunkt von Erinnerung und kritischer Reflexion macht. Sie wird von einigen Vertreterinnen der ehemaligen Vorbereitungsgruppe in Kooperation mit „L’Homme. Europäische Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft“ organisiert. Auf dem Programm stehen Festvorträge dreier renommierter Fachvertreterinnen, die am Wiener Historikerinnentreffen 1984 teilnahmen, sowie eine Podiumsdiskussion, in der – auch als Dialog zwischen den Generationen – die seitherige Entwicklung der Themenkonjunkturen, Forschungsperspektiven und politischen Positionierungen erörtert wird.
Im Anschluss wird zu einem Umtrunk geladen.