Vortrag bei GAM, 6. April 2020, 18.30 – 20.00 Uhr; HS 30

Irene Messinger (Wien): „Freiwilligkeit“ und Zwang bei den Pensionierungen von Fürsorgerinnen an Wiener Jugendämtern 1938 – Recherchestrategien und erste Forschungsergebnisse

Hybrid – vor Ort und online unter:
https://fh-campuswien.zoom.us/j/5525718885?pwd=bTNlK3ZiVTVhbVQxY2kyRGVSdnY4UT09

(Meeting-ID: 552 571 8885; Passwort: 961391)

6. April 2022, 18.30–20.00 UhrInstitut für Geschichte, Universität Wien, Universitätsring 1, 1010 Wien, Hörsaal 30

In Kooperation mit „fernetzt. Junges Forschungsnetzwerk Frauen- und Geschlechtergeschichte“

Irene Messinger (Wien): „Freiwilligkeit“ und Zwang bei den Pensionierungen von Fürsorgerinnen an Wiener Jugendämtern 1938 – Recherchestrategien und erste Forschungsergebnisse

Moderation: Therese Garstenauer

 

Abstract:
In den 1930er Jahren arbeiteten die meisten ausgebildeten Fürsorgerinnen in einem der 14 Bezirksjugendämter der Stadt Wien. Die Aufgabe war herausfordernd: So unterstützten Fürsorgerinnen die (werdenden) Mütter und Familien, sie waren aber auch deren Kontrollinstanz. Dabei waren die Fürsorgerinnen ihren männlichen Vorgesetzten im Innendienst der Fürsorgebürokratie unterstellt.

Fürsorgerinnen waren als Beamt*innen der Stadt Wien zumeist nach fünf Jahren pragmatisiert und konnten daher nicht so einfach gekündigt werden. Durch Pensionierungen wurden daher unliebsame Personen sowohl im Austrofaschismus als auch in der NS-Zeit aus dem Dienst entfernt. Doch es gibt bis heute keine gesicherten Zahlen. Wie können diese Fälle gefunden werden? Präsentiert werden Überlegungen zu Recherche und Auswahl.

Im Austrofaschismus wurden vor allem verheiratete Fürsorgerinnen aufgrund der „Doppelverdienerverordnung“ pensioniert, manchmal auch als versteckte Disziplinierung der sozialdemokratischen Opposition. Im Nationalsozialismus beantragten zum einen im Frühjahr / Sommer 1938 eine große Zahl eher junger Fürsorgerinnen ihre „freiwillige Pensionierung“, begründet mit Sorgepflichten, Kinderwunsch oder Krankheit. Zum anderen fanden zahlreiche Zwangspensionierungen nach dem Berufsbeamtengesetz 1938 statt, aus politischen Gründen oder wenn Beamtinnen vom NS-Regime als jüdisch definiert wurden. Anhand von drei Fallbeispielen wird das Spannungsfeld von Freiwilligkeit und Zwang ausgelotet.

 

Zur Vortragenden:
Prof.in (FH) Dr.in Irene Messinger ist Politikwissenschaftlerin und im Bereich Exil- und Migrationsforschung tätig. Zuletzt Forschungsprojekt und Ausstellung zu Scheinehen in der NS-Zeit, „Verfolgt. Verlobt. Verheiratet“, 03-10/22 im Frauenmuseum Hittisau. Aktuell Projektleitung „Verfolgte Fürsorgerinnen aus Wien“. Sie lehrt an der Fachhochschule für Soziale Arbeit und der Universität Wien.

Rückfragen: martina.fuchs@univie.ac.at