Hybrid – vor Ort und online unter:
https://eu.bbcollab.com/guest/323423fd41604943be54f726ad3b7b3c
30. März 2022, 18.30–20.00 Uhr
Institut für Geschichte, Universität Wien, Universitätsring 1, 1010 Wien, Hörsaal 30
Georg Bauer (Wien): Geschichtsträchtige Konflikte: Geschichte(n) der modernen Union Burma (Myanmar) – Kulmination und derzeitige Revolution
Moderation: Rainer Einzenberger
Abstract:
Seit 1. Februar letzten Jahres befindet sich Myanmar einmal mehr im Ausnahmezustand; wieder hat das Militär geputscht, wieder gibt es Widerstand – diesmal mehr denn je. Eine neue Allianz, die politische, religiöse und vor allem ethno-nationale Grenzen zu überwinden versucht, stellt die größte Bedrohung für die Herrschaft des Militärs seit dessen erstmaliger (vollständiger) Machtergreifung 1962 dar.
Diese Allianz, verkörpert auf politischer Ebene vor allem durch die National Unity Government und den National Unity Consultative Council, ist allerdings alles andere als eine Selbstverständlichkeit, denn es bestehen zwischen den einzelnen Akteuren große Vertrauensprobleme und Animositäten.
Diese Probleme sind geschichtsträchtig in zweierlei Maße: Nicht nur haben sie eine lange Geschichte, die bis in die Kolonialzeit zurückreicht, sondern sie basieren zum Teil auch auf verschiedenen Geschichtsbildern, die wiederum unterschiedliche Staatsgebilde legitimieren. Sehr kurz gefasst: Ist (die Union) Myanmar der Nationalstaat der Bamar, der auch Minderheiten beinhaltet, oder eine Föderation gleichberechtigter Nationen?
Der Militärputsch des letzten Jahres hat diesem Konflikt eine explosionsartige Dynamik verschafft. Während im Widerstand vom höchsten politischen Level bis hin zum Grassroots-Niveau große Umwälzungen im Staats- und auch Geschichtsverständnis stattfinden, beweist das Militär einmal mehr eine komplette Immunität vor Veränderung in seiner ultranationalistischen Ideologie.
Der Vortrag versucht, diese Dynamiken zu erklären und damit ein Verständnis für die derzeitigen Geschehnisse in der Union Myanmar zu bieten.
Zum Vortragenden:
Georg Bauer (*1989 in Wien) ist Universitätsassistent (praedoc) im Bereich Geschichte der Menschenrechte und der Demokratie. Nach Studien der Geschichte, Skandinavistik und Menschenrechte verbrachte er zwei Jahre in der Union Myanmar (2018–2020), wo er für die EU Delegation und anschließend für die Australische Botschaft im Bereich Menschenrechte arbeitete. In seiner Forschung beschäftigt er sich unter anderem mit historischen Narrativen in der Union Myanmar.
Rückfragen: martina.fuchs@univie.ac.at