Vortrag bei GAM, 24. April 2024, 18.30 - 20.00 Uhr, HS 30

Karel Hruza (Wien): Staatstragend und kriegswichtig – Das Brünner Schöffenbuch (s. XIV, AMB Codex 2) im Focus der Politik und Geschichtswissenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts

Karel Hruza (Wien): Staatstragend und kriegswichtig – Das Brünner Schöffenbuch (s. XIV, AMB Codex 2) im Focus der Politik und Geschichtswissenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts

 

Moderation: Alexandra Kaar

 

HYBRID – VOR ORT UND ONLINE UNTER:

univienna.zoom.us/j/62428996607

 

Abstract:

Die Handschrift 2 des Stadtarchivs Brünn/Brno enthält lateinische sentenciae des Brünner Stadtgerichts, die in den 1350er-Jahren vom rechtskundigen Notar Johann versammelt und bearbeitet wurden. Zudem ließ er die Handschrift mit prächtigen Miniaturmalerien schmücken. Wegen ihres Inhalts, der als Abbild des Rechtslebens einer Stadt mit zunächst vorwiegend deutschen Einwohnern bezeichnet werden kann, wurde der Handschrift spätestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Bedeutung für die Geschichte der deutschen Bevölkerung im Königreich Böhmen zugeschrieben. Nach einer von deutscher Seite besorgten unzulänglichen Edition Emil Rößlers 1852 scheiterten alle nachfolgenden Versuche einer modernen kritischen Edition, bis 1990–1993 Miroslav Flodr in Brünn das dreibändige Werk „Právní kniha města Brna z poloviny 14. století“ (Das Rechtsbuch der Stadt Brünn aus der Mitte des 14. Jahrhunderts) veröffentlichte. Den Höhepunkt einer politischen Instrumentalisierung der mittelalterlichen Handschrift bedeutete ihre Schenkung an Adolf Hitler aus Anlass von dessen Besuch der Stadt Brünn am 17. März 1939 und ein spezielles Buchprojekt des Reichsinstituts für ältere deutsche Geschichtskunde (Monumenta Germaniae Historica) zur Handschrift.

 

Zum Vortragenden:

Dr. Karel Hruza, MAS, geb. 1961 in Aš (CZ). Studium der Geschichte und Politikwissenschaft in Konstanz und Wien. 1994 Dr. phil. (Konstanz). 1992–1995 Ausbildungskurs am Institut für Österreichische Geschichtsforschung Wien. Arbeitet als Historiker am Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien. Themenschwerpunkte: Verschiedene Bereiche der Mittalterforschung und Wissenschaftsgeschichte vornehmlich vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.

 

Rückfragen: martina.fuchs@univie.ac.at