Jour fixe des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit in Kooperation mit Geschichte am Mittwoch
Christina Stehling (Marburg): Haus halten – Frühneuzeitliche Professorenfamilien und ihre Ökonomie
Moderation: Sabine Miesgang
Hybrid – vor Ort und online unter:
https://univienna.zoom.us/j/62428996607?pwd=NmZtTnpVV0hPUjNyYURycTFoLzg0QT09
Abstract:
Was für die Universitäten heute gilt, traf auch auf die hessen-kasselische Landesuniversität Marburg im 18. Jahrhundert zu: Die finanziellen Mittel waren knapp. Dies hatte geringe Besoldungen der Professoren, eine schlecht ausgestattete Universitätsbibliothek und fehlende universitäre Sammlungen zur Folge. Originär universitäre Aufgaben wurden von den Lehrstuhlinhabern übernommen. Sie öffneten ihre privaten Bibliotheken für Studenten, nutzten Exponate der eigenen Sammlungen zu Unterrichtszwecken und stellten Auditorien zur Verfügung. Inwieweit die Haushalte dies tun konnten, war abhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten. Wie andere frühneuzeitliche Haushalte waren auch die der Professoren sogenannte mixed economies. Professoren übten in vielen Fällen ein weiteres Amt aus, die Einnahmen aus ökonomischen Aktivitäten ihrer Ehefrauen und Erträge aus dem familiären Vermögen bildeten wichtige Teile der Haushaltseinkommen. Dabei war die Prosperität der familiären Ökonomie im 18. Jahrhundert in hohem Maße mit verwandtschaftlichen Verflechtungen der Professorenfamilien untereinander verknüpft.
Als Teil des abgeschlossenen Dissertationsprojekts zu ökonomischen Praktiken frühneuzeitlicher Professorenhaushalte am Beispiel der Universität Marburg gibt der Vortrag einen Einblick in gelungene, aber auch gescheiterte Strategien des Haushaltens und zeigt, dass familiäres Vermögen ein maßgeblicher Faktor für die Entwicklung der kleinen protestantischen Landesuniversität war.
Zur Vortragenden:
Dr.in Christina Stehling studierte Geschichte und Europäische Ethnologie und war von 2019 bis 2023 Doktorandin an der Philipps-Universität Marburg. Ihre Forschungsinteressen liegen in der Bildungs- und Landesgeschichte sowie in der Geschlechtergeschichte.
Rückfragen: martina.fuchs@univie.ac.at