Vortrag bei GAM, 11. Mai 2020, 18.30 – 20.00 Uhr; HS 30

Stephanie Rieder-Zagkla (Wien): „Bereits seit über 1 Jahr hat mir der Beklagte [die] Erfüllung der ehelichen Pflicht verweigert“. Aspekte des ehelichen Sexuallebens in Scheidungsverfahren zwischen 1783 und 1938

Hybrid – vor Ort und online unter:
https://eu.bbcollab.com/guest/323423fd41604943be54f726ad3b7b3c

11. Mai 2022, 18.30–20.00 Uhr
Institut für Geschichte, Universität Wien, Universitätsring 1, 1010 Wien, Hörsaal 30

Stephanie Rieder-Zagkla (Wien): „Bereits seit über 1 Jahr hat mir der Beklagte [die] Erfüllung der ehelichen Pflicht verweigert“. Aspekte des ehelichen Sexuallebens in Scheidungsverfahren zwischen 1783 und 1938

Moderation: Andrea Griesebner

Abstract:
„Vor Allem haben beyde Theile eine gleiche Verbindlichkeit zur ehelichen Pflicht, Treue und anständigen Begegnung.“ Diese Bestimmung des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches (ABGB) von 1811 legt die beiderseitigen Verpflichtungen der Ehepartner/innen fest, zu denen auch die Pflicht zum ehelichen Geschlechtsverkehr sowie zur ehelichen Treue gehörte. Die Missachtung bzw. der Missbrauch dieser Pflichten wurde insbesondere dann problematisiert, wenn die Ehe zu scheitern drohte. So thematisierten Eheleute in Scheidungs- und Ehetrennungsverfahren im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert unter anderem die Verweigerung und Erzwingung des ehelichen Geschlechtsverkehrs sowie einen Ehebruch ihres/ihrer Partner/in. Anhand von Ehegerichtsakten aus dem Gebiet des heutigen Wien und Niederösterreich aus den Jahren zwischen 1783 und 1938 widmet sich dieser Vortrag den genannten Aspekten des ehelichen Sexuallebens. Er fragt unter anderem danach, wer diese Aspekte auf welche Weise nicht nur in der Theorie in Gesetzen und Kommentaren, sondern auch in der Praxis vor Gericht thematisierte. Dabei soll veranschaulicht werden, dass es auch Ehefrauen waren, welche die Verweigerung des ehelichen Verkehrs und dessen Erzwingung sowie einen Ehebruch ihres Gatten in Scheidungsverfahren problematisierten, wenn auch das Sprechen im Vorfeld von und in den ehegerichtlichen Verfahren primär männlich dominiert war.

Zur Vortragenden:
Stephanie Rieder-Zagkla absolvierte ein Studium der Rechtswissenschaften, gefolgt von einem Studium der Geschichte an der Universität Wien. Seit 2019 ist sie DOC-team-Stipendiatin der ÖAW am Institut für Geschichte der Universität Wien und arbeitet gemeinsam mit drei Kolleginnen am interdisziplinären DOC-team-Projekt Doing Divorce: Scheidungsprozesse vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Im Studienjahr 2020/21 war sie zudem ÖAW/IFK_Junior-Fellow. 

Rückfragen: martina.fuchs@univie.ac.at