In ihrem ERC-Projekt RELEVEN erforscht Tara Andrews, wie digitale Methoden und Datensets jene Mehrdeutigkeit, Interpretationsvielfalt und Ergebnisoffenheit reflektieren können, die gerade die Eigenheit historischer Quellen ausmachen. Dieser Zugang eröffnet Einsichten in unterschiedliche Erzählungen davon, was „wirklich“ in den Jahrzehnten vor dem Ersten Kreuzzug geschah. Das Projektteam wird an digitalen Modellen arbeiten, mit denen historische Evidenz ausgedrückt werden kann – und zwar nicht nur im Hinblick auf die verschiedenen vorhandenen Evidenzarten – textlich, materiell, auch logisch oder deduktiv –, sondern auch hinsichtlich der unterschiedlichen Schlussfolgerungen, die WissenschaftlerInnen daraus gezogen haben. Zweck ist die Anwendung dieser Modelle mit dem Ziel, Kontakte und Kommunikation im 11. Jahrhundert in der gesamten christlichen Welt – und nicht nur im mittelalterlichen Westen – besser in den Blick zu bekommen. Damit verbunden ist eine Neuadjustierung unseres Verständnisses von jenen kulturellen und gesellschaftlichen Trends, die „in der Luft lagen“, als die Kreuzzüge lanciert wurden.