Wie beeinflussten Universalreligionen die Herausbildung einzelner Gemeinschaften und Identitäten? VISCOM schlägt einen vergleichenden Ansatz vor, der christliche, islamische und buddhistische Beispiele in den Blick nimmt, um die Wechselwirkung zwischen religiösen und politischen „Gemeinschaftsvisionen“ im Lauf des „Mittelalters“ zu untersuchen. Alle drei Religionen dienten zur Legitimierung imperialer Herrschaft, aber sie unterstützten auch andere – lokale, regionale, städtische oder ethnische – Gemeinschaftsformen. Doch werden dabei interessante Unterschiede sichtbar: Etwa spielte Ethnizität in den drei Kulturbereichen eine unterschiedliche Rolle. Lag das am jeweiligen Einfluss der Religion, oder in manchen Fällen eher an ihrem mangelnden Einfluss? Welche Wirkungen auf die Herausbildung neuer Gemeinschaften hatten Vorstellungen, Wahrnehmungen und kulturelles Gedächtnis, und wie wurden sie wiederum von religiösen Diskursen geprägt? Wie interagierten unterschiedliche Gemeinschaftsformen (zum Beispiel regionale und ethnische Gruppen oder Imperien)? Exemplarische Tiefenstudien über Gemeinschaftsdiskurse und ihre Wirkungen beschäftigen sich mit dem frühmittelalterlichen Europa; dem mittelalterlichen Südarabien und Tibet sowie mit Mitteleuropa und dem Westbalkan im Hoch- und Spätmittelalter. Dabei wird über den Prozess vergleichender Forschung und Modellbildung selbst reflektiert. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Historisierung unserer Terminologie, um klar zu machen, was genau Begriffe wie „Religion“, „Ethnizität“, „Identität“ oder „Staat“ in bestimmten Regionen oder Zeiten bedeuten können. Dadurch soll die Methodologie der historischen Komparatistik, in der Mittelalterforschung und darüber hinaus, verfeinert werden.
Am IfG angesiedelte Projektteile:
- Christian discourse and political identities in early medieval Europe
ProjektmitarbeiterInnen am IfG: Dr. Francesco Borri, Mag. Gerda Heydemann
Koordinator: Mag. Rutger Kramer (ÖAW)
weitere Projektmitarbeiterinnen: Mag. Veronika Wieser (DOC-team)
Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Walter Pohl
- Social and cultural communities across medieval monastic, civic, and courtly cultures in high and late medieval Central Europe
Aus SFB-Mitteln am IfG angestellt: Mag. Dr. Peter Gretzel, Mag. Maria Mair, Mag. Elisabeth Stampfer
weitere Projektmitarbeiterinnen: Mag. Dr. Elisabeth Gruber, Mag. Martin Haltrich, Mag. Dr. Barbara Schedl
assoziierte Doktorandin: MMag. Stefanie Kollmann
Projektleitung: Univ.-Prof. Mag. Dr. Christina Lutter