Nach der notwendigen Phase der Dekonstruktion nationaler Geschichtsbilder zeigt sich ein zunehmender Mangel an zusammenhängenden oder gar „sinnstiftenden“ Vorstellungen vom Vergangenen in der Form von Geschichtsbildern oder „großen Erzählungen“ unter Jugendlichen. Historisches Wissen und Geschichtsbilder im Allgemeinen sind heute bei Jugendlichen weitgehend von den elektronischen Medien geprägt, und auch die Schulbücher, wie sie zur Zeit im schulischen Unterricht in Österreich vorherrschen, fördern eine übergreifende Perspektive kaum. Soll nicht „Hollywood“ mit seinen sehr speziellen Geschichtsbildern diese Lücke füllen, ist eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit diesem Problem notwendig. Die Entwicklung und Förderung von reflektiertem und selbstreflexivem Geschichtsunterricht zur Erreichung eines kritischen Geschichtsbewusstseins bei Schülern kann nur in Auseinandersetzung mit den neuen Medien erzielt werden. Im Zentrum soll dabei der Spielfilm stehen als das Geschichtsbild prägende Leitmedium der Konsumgesellschaft. Der Film im Kino, vor allem aber der Fernsehfilm, ist heute jenes Medium, das die Vorstellungswelt Jugendlicher am stärksten prägt. Erforscht werden soll in diesem Projekt vor allem auch der Mehrwert elektronischer Medien in der Bildung sowie neue Qualitäten des Lehrens und Lernens mit Hilfe des Einsatzes von Medien, auch jenseits konventioneller Unterrichtsszenarien.
Nach der Analyse des Umganges von SchülerInnen und LehrerInnen mit filmischen Geschichtsdarstellungen im Unterricht sollen entsprechende Lehr- und Lernbehelfe oder Verfahren erstellt werden, die Medienkompetenzen mit einem kritischen Umgang mit Geschichte fördern.