Für die Zeit des Übergangs von der Frühen Neuzeit und dem Beginn der Moderne besteht ein generelles Forschungsdefizit im Feld der Frauen- und Geschlechtergeschichte zur Habsburgermonarchie. Die Jahrzehnte vor den Revolutionsjahren 1848/1849 werden überwiegend als Periode politischer Repression und gesellschaftlicher Abgeschiedenheit erinnert und sind unter den Bezeichnungen „Ära Metternich“ (1809–1848), Vormärz oder „Biedermeier“ (Wiener Kongress bis 1848er Revolution) in die Geschichtsschreibung eingegangen. In Bezug auf weibliches Handeln und im Einklang mit bürgerlichen Wertvorstellungen besteht hartnäckig die Vorstellung der Zurückgezogenheit von Frauen in die ihnen zugewiesenen Rollen als Hausfrau und Mutter in der Privatsphäre des Heimes. Frauen wurden als homogene Gruppe konstruiert, der Idealtypus einer Frau des städtischen Bürgertums stand pars pro toto für ihre Geschlechtsgenossinnen. Die dichotome Konzeption von Öffentlichkeit und Privatheit ist für den Untersuchungszeitraum nach wie vor wirkmächtig, vor allem da es kaum Studien gibt, die Frauen in ihren differenzierten, gesellschaftlichen Rollen darstellen und sichtbar machen. Dieser Forschungslücke begegnet dieses Forschungsprojekt auf innovative Weise, indem auf Basis von unterschiedlichen Quellen Handlungs(spiel)räume von Frauen und geschlechterspezifischen Aneignungen von Öffentlichkeit analysiert werden. Der konzipierte Forschungsansatz konzentriert sich auf das Lokalisieren von agency – individuelles Handeln und Verhandeln von (Spiel)Räumen –, wodurch neue empirische Erkenntnisse und theoretisch-methodische Impulse für aktuelle Forschungszusammenhänge fruchtbar gemacht werden. Es ist geplant, die Forschungsergebnisse einerseits in Form von peer-reviewed Artikeln in Fachzeitschriften (in deutscher und englischer Sprache) der wissenschaftlichen Community zur Diskussion zu stellen und durch die Aufbereitung als Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen.