FWF-Projekt P23980: Erdteilallegorien im Barockzeitalter – Eine Forschungsdatenbank

Projektteam (2012–2016) – Kontaktinformationen:

Leitung: Prof. Dr. Wolfgang Schmale, Universität Wien, www.wolfgangschmale.eu

MitarbeiterInnen:

Dr. Marion Romberg, Österreichische Akademie der Wissenschaften, INZ, www.marionromberg.eu

Dr. Josef Köstlbauer, Universität Bremen, josef.koestlbauer@uni-bremen.de

Förderdauer: 01.01.2012 – 30.6.2016

Link zur Datenbank: erdteilallegorien.univie.ac.at

In der späten Renaissance - um 1570 - entwickelten Humanisten eine neue "Abkürzung", um die Welt auf einen Blick darzustellen: Personifikationen der vier Kontinente Europa, Asien, Afrika und Amerika. Während die Erdteilallegorien als ikonischer Typ bereits in der Antike erfunden worden war, passten Humanisten und ihre Künstler das Konzept an, indem sie das Vier-Kontinent-Schema entwickelten und die die Erdteile charakterisierenden Merkmale vereinheitlichten.

In den nächsten 230 Jahren bis ca. 1800 wurde dieses ikonische Schema zu einer großen Erfolgsgeschichte. Alle bekannten Medien wurden eingesetzt, um die vier Erdteile in die Öffentlichkeit und in die Häuser der Menschen zu bringen. Innerhalb dieser langen Geschichte der Personifikationen der Erdteile wurde der Höhepunkt im Spätbarock und insbesondere im 18. Jahrhundert erreicht. Als Bildsprache waren sie mit Texten, Dogmen, Erzählungen und Stereotypen verwoben. Das Projektteam fragt sich also: Was bedeuteten die Erdteilallegorien eigentlich für Menschen, die im Barock lebten?

Diese Frage war insbesondere - wenn auch nicht ausschließlich - Gegenstand eines Forschungsprojekts zu den Erdteilallegorien, das zwischen 2012 und 2016 durchgeführt wurde. Das Projektteam ging das Thema auf neue und systematische Weise an: Zunächst wurde ein klar abgegrenztes geografisches Gebiet ausgewählt, das aus einem Großteil des südlichen Heiligen Römischen Reiches von Freiburg im Breisgau bis zur niederösterreichischen Ostgrenze einschließlich Wien bestand. Die nördliche Grenze des Untersuchungsgebietes bildet der Main, die südliche Südtirol. Zweitens untersuchte das Projekt Erdteilallegorien auf unbeweglichen Medien wie Fresken, Stuck und Skulpturen in Abteien, Schlössern, Parks und Gärten, Stadthäusern und vor allem Kirchen. Die systematische Vorgehensweise des Projektteams identifizierte über 400 Fälle von Erdteilen im Süden des Heiligen Römischen Reiches. Um die systematische und detaillierte Analyse aller identifizierten Erdteilallegorien zu erleichtern, wurde eine Datenbank entwickelt, die jetzt frei zugänglich ist: erdteilallegorien.univie.ac.at. Diese Datenbank ermöglicht die Nutzung der Quellensammlung für verschiedene Forschungsinteressen: Ikonografie und Ikonologie, Rezeptionsästhetik, Kulturgeschichte, Sozialgeschichte, Identitätsgeschichte, Wissenschaftsgeschichte usw.

Weitere Ergebnisse dieses Forschungsprojekts bieten auf Englisch der Sammelband „The Language of Continent Allegories in Baroque Central Europe[m1] “ (Stuttgart 2016) und die Doktorarbeit von Marion Romberg „Die Welt im Dienst des Glaubens. Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert[m2] “(Stuttgart 2017).