Im Gegensatz zu anderen Monarchien verfügte der Kaiser in der Frühen Neuzeit über keine regelmäßigen Einkünfte aus dem Reich. Folge davon war die nahezu vollständige Abhängigkeit des Reichsoberhaupts von den Einkünften aus seinen Erbländern. Bezeichnenderweise verfügte der Kaiser auch über keine Reichsfinanzbehörde, auch wenn zumindest zeitweilig die Reichspfennigmeister durchaus eine ähnliche Funktion ausübten. Dennoch erzielten die Kaiser gelegentlich bedeutende Einkünfte aus dem Reich. In mehreren Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die im Verlauf des 16. Jahrhunderts immer regelmäßiger gewordenen Finanzhilfen des Reichs für die Abwehr der Osmanen im letzten Viertel des Jahrhunderts eine wichtige Rolle für die kaiserlichen Finanzen spielten.
Im Gegensatz zum 16. Jahrhundert sind die kaiserlichen Einkünfte aus dem Reich für die Folgezeit nicht erforscht, ihre Bedeutung für die Finanzierung der kaiserlichen Politik also unbekannt. Diese Lücke soll durch das Forschungsprojekt geschlossen werden. Den zeitlichen Rahmen bilden das Auslaufen der Reichstürkenhilfen kurz nach 1600 einerseits und der Tod Karls VI. 1740 andererseits.
Das Projekt beschäftigt sich mit den finanziellen Beziehungen zwischen Kaiser und Reich auf mehreren Ebenen:
1) Institutionen und Personen (v. a. Reichspfennigmeister, Reichskameraldeputation)
2) Türkenhilfen und andere Finanzhilfen des Reichs für die kaiserliche Kriegsführung
3) die Versuche der Reaktivierung des Reichskammerguts um 1700
4) die finanziellen Beziehungen der Kaiser zu einzelnen Reichsfürsten und die Bedeutung des Reichs als Finanzplatz.
Veranstaltung im Rahmen des Projekts: Tagung „Das Blut des Staatskörpers“. Forschungen und Perspektiven zur Finanzgeschichte der Frühen Neuzeit, Wien, 23.–25. September 2009, siehe homepage.univie.ac.at/peter.rauscher/Tagungsprogramm%20und%20Zeitplan.pdf