Die Klosterchroniken der Ursulinen (Wien, Linz, Salzburg, Graz, Klagenfurt, Innsbruck) berichten von der schwierigen Gründung, dem Aufbau der Konvente und deren Etablierung in der Stadt. Seit den 1770er Jahren wurde der Klosteralltag von den Auswirkungen der staatlichen Kirchenreformen geprägt. Die Ursulinen waren als Schulorden jedoch nicht von den josephinischen Klosteraufhebungen betroffen. Klosterchroniken sind das offizielle Gedächtnis der Konvente und identitätsstiftend, dienten aber auch als Nachschlagewerke in weltlichen und geistlichen Rechtsangelegenheiten.
In Klosterchroniken wird regelmäßig über die drei wichtigsten Ereignisse im Leben einer Nonne – die Einkleidung, die Profess und den Tod – berichtet. In den „hagiographischen“ Berichten von der „letzten Krankheit“ und dem Sterben werden die klösterlichen Tugenden, allen voran Demut und Gehorsam, stereotyp dargestellt. Es gibt aber – besonders unter den Oberinnen – auch die „femme forte“. Oberinnen waren Bauherrinnen, Arbeitgeberinnen, verwalteten ein großes Haus samt Schulen, organisierten den Kirchenbetrieb, hatten Auseinandersetzungen mit ihren geistlichen und weltlichen Obrigkeiten. Mönche und Priester stellten als kirchliche Amtsträger theologische und seelsorgerische Autoritäten für die Nonnen dar. Dennoch war z.B. die Oberin nicht nur das „Beichtkind“ des Klosterbeichtvaters, sondern zusammen mit dem Konvent auch seine Dienstgeberin, der gegenüber er sich in einer ökonomischen Abhängigkeit befand.
Sowohl die Zeit als auch der Raum unterliegen in den Klöstern einer strengen Reglementierung und Kontrolle. Damit ist das Leben im Kloster immer eine Gratwanderung zwischen theologischen Ansprüchen und sozialer Realität. Zum sozialen Umfeld der Konvente zählte neben den Schülerinnen und Kostgängerinnen ein Kreis befreundeter GönnerInnen. Auch wenn Klosterfrauen aufgrund ihrer Klausurverpflichtung für die Bevölkerung „unsichtbar“ waren, hatte der Konvent als Gesamtes eine starke Präsenz in der religiösen und sozialen Öffentlichkeit. Die Konventchroniken reflektieren nicht nur die Selbstwahrnehmung und das Selbstverständnis der Schwestern, sondern auch ihr Zeit- und Geschichtsverständnis.